Kärnten.
Der Ossiacher See ist mit seinen angenehmen Badetemperaturen nicht nur ein perfektes Ziel für Badeurlauber, sondern ist mit seinem "Slow Trail Bleistätter Moor" ein wunderbares Pflaster für faule Wanderer für mich. Motto: Viel sehen, genießen, verweilen und wenig gehen.
Der Ossiacher See und das Moor
Der smaragdgrüne Ossiacher See spielt natürlich die Hauptrolle beim Slow Trail. Immer wieder zeigt er sich auf dem Wanderweg von seinen verschiedenen Seiten: Still und verträumt am Nordufer, mit dem Naturparadies Bleistätter Moor im Osten, wo ich ganz entspannt eine Entenfamilie beobachte, wie sie sich mühelos einen Weg durch einen Teppich aus Blüten und Blättern bahnt. Kameramann Bernhard wartet indes geduldig, bis er eine der unzähligen Libellen beim Abflug "im Kasten" hat. Etwas lebendiger wirkt der See von Ossiach aus - mit dem beschaulichen Stift Ossiach, einem ehemaligen Benediktinerkloster, das heute Kulturzentrum ist, den Badeplätzen und den Restaurants mit ihren Gastgärten, die zum Genießen der Kärntner Spezialitäten einladen.
Gemütliche Rastplätze mit Aussicht
Die Natur ist die Kulisse auf der etwa sieben Kilometer langen Strecke des Slow Trails. Der Weg ist eben, auch kinderwagen- und hundetauglich, und wer will, kann den Slow Trail auch im Lauftempo bewältigen. Aber wer will das schon! Die Kulisse ist viel zu herzerfrischend, um auf die Tube zu drücken. Zwei Stunden sollten Sie sich schon Zeit nehmen fürs Entschleunigen. "Lei losn", wie die Kärntner mit ihrem südlichen Charme ihre natürliche Burnout-Vorbeugung nennen. Für's "Lei losn" haben die Slow Trail Kreateure architektonisch ansprechende wie gemütliche Rastplätze geschaffen, die an Schiffe und Boote erinnern. Super gemütlich: die Hängematten, da hätte ich gerne ein Schläfchen eingelegt, wenn die Zeit gereicht hätte. Es zahlt sich aus, ein Fernrohr dabei zu haben - denn zwei Aussichtstürme bieten spektakuläre Ausblicke auf den See und das Moor. Und wer mehr erfahren will, kann den ersten Slow Trail Kärntens auch in Begleitung von fachkundigen Guides, die sich auch in der Vogelwelt sehr gut auskennen, erwandern.
Kultur-Oase Stift Ossiach
Das markante Wahrzeichen des Ortes Ossiach ist das gleichnamige Stift Ossiach. Der Slow Trail Bleistätter Moor führt direkt durch das Areal. Es lohnt sich, die barocke Stiftskirche zu besichtigen, die Höfe mit ihren kunstvollen Details oder - noch besser - im Sommer ein Konzert oder eine der anderen Kulturveranstaltungen im Rahmen des Carinthischen Sommers und der Carinthischen Musikakademie zu besuchen.
Info: https://www.die-cma.at/
Das bizarre Steinhaus des Architekten Günther Domenig
In Steindorf am nordöstlichen Ufer des Ossiacher Sees habe ich großes Glück: Ich darf das bizarre Steinhaus des 2012 verstorbenen streitbaren Kärntner Architekten Günther Domenig nicht nur besichtigen, sondern bekomme auch spannende Einblicke in das Leben und Werk des Baukünstlers. Architektin Christine Aldrian Schneebacher, einst Schülerin Domenigs, führt mich in die privatesten Räume des Schwierigen: "Huckepack" nannte er etwa einen Schlafraum, den er in einem frei schwebenden Betonklotz untergebracht hatte. Sein Arbeitszimmer macht deutlich, welch bizarre Persönlichkeit Günther Domenig war: Seine Badewanne erinnert an einen Sarg. Statt mit Blick auf den See, badete der Künstler mit Vorliebe beengt im hintersten Winkel des Raumes, und der Schreibtischsessel stand stets in den Raum gerichtet - mit dem Rücken zum See. Ein spannendes und berührendes biografisches Bauwerk - nicht nur für Architekturfans empfehlenswert!
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